
Ob beim Laufen, Radfahren oder Tennisspielen – Muskelkrämpfe kommen meist plötzlich, sind schmerzhaft und können jede Trainingseinheit abrupt beenden. Doch das muss nicht sein! Dr. Helmuth Ocenasek, Referent für Sportärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich, erklärt, was hinter den unangenehmen Krämpfen steckt und wie man ihnen effektiv vorbeugt.
Ursachen kennen – Krämpfe vermeiden
Die häufigste Form sind sogenannte symptomatische Muskelkrämpfe – sie haben klare Auslöser, die wir beeinflussen können:
1. Flüssigkeitsmangel (Dehydration)
Gerade bei hohen Temperaturen oder intensiven Trainingseinheiten verliert der Körper viel Wasser. Wer nicht rechtzeitig und ausreichend trinkt, riskiert Krämpfe. Tipp: Schon vor dem Training trinken und währenddessen regelmäßig kleine Mengen zuführen.
2. Elektrolyt-Ungleichgewicht
Mit dem Schweiß verliert der Körper auch wichtige Elektrolyte wie Natrium und Kalium. Ein Mangel kann die Muskel- und Nervenfunktion empfindlich stören. Besonders bei Ausdauersportarten ist auf die Elektrolyt-Zufuhr zu achten – aber bitte keine Selbstexperimente mit hochdosierten Ergänzungen: zu viel Kalium kann dem Herz schaden.
3. Magnesium – nicht überschätzen
Magnesium spielt zwar eine wichtige Rolle bei der Muskel- und Nervenfunktion, ein Mangel ist bei ausgewogener Ernährung aber selten. Bananen, Vollkornprodukte oder Milch liefern meist ausreichend. Die gute Nachricht: Eine Überdosierung ist harmlos – schlimmstenfalls führt sie zu Durchfall.
4. Muskuläre Dysbalancen und Fehlbelastungen
Einseitige Belastung, falsche Technik oder unzureichende Regeneration können muskuläre Ungleichgewichte verursachen – und diese wiederum Krämpfe begünstigen. Hier ist gezielte Prävention durch Ausgleichstraining und physiotherapeutische Betreuung gefragt – besonders nach Verletzungen.
5. Überlastung und Laktatazidose
Wer seinen Körper überfordert – sei es durch zu intensives Training oder unzureichenden Fitnesszustand – riskiert eine Laktatazidose, also eine Übersäuerung der Muskulatur. Ein abgestimmter Trainingsplan schützt davor.
Diagnose: So finden Sie die Ursache
Die Basis der Therapie ist eine fundierte sportmedizinische Abklärung:
Anamnese
(Sport-)orthopädische Untersuchung
Muskelfunktionsdiagnostik
Laboruntersuchungen (Elektrolyte!)
Spiroergometrie zur Trainingszustandsanalyse
Bei wiederkehrenden Krämpfen ohne Sportbezug (z. B. nächtliche Wadenkrämpfe) sollten internistische oder neurologische Ursachen ausgeschlossen werden. Es stehen bewährte Therapieansätze wie Muskelrelaxantien oder in speziellen Fällen Chinin zur Verfügung – jedoch ausschließlich unter ärztlicher Verordnung.
Fazit
Muskelkrämpfe lassen sich oft vermeiden – mit ausreichend Flüssigkeit, gezieltem Elektrolytmanagement, richtigem Training und guter Regeneration. Und wenn doch einmal Beschwerden auftreten: Eine sportmedizinische Abklärung bringt Klarheit und hilft, langfristig beschwerdefrei zu bleiben.